Insel für Romantiker
Rügen ist eine landschaftlich abwechslungsreiche
und kulturell spannende Insel. Die sanfte Boddenlandschaft,
die herrlichen Laubwälder, die weiten
Strände, die atemberaubende Kreideküste – ein
Sehnsuchtsort der Romantiker. Ob ausgedehnte
Spaziergänge, Radtouren oder Badeurlaub – jeder
findet hier Entspannung nach seinem Geschmack.
Als schönste Region gilt das Mönchgut
im Süden Rügens, mit seinen rohrgedeckten
Häusern und winzigen Häfen. Ummanz,
die westlichste Region, ist besonders ruhig
und erholsam. Und im Osten in den Seebädern
locken Strandleben, Wind und Sonne und die
herrlichen Uferpromenaden mit den prächtigen
Villen im Stil der Bäderarchitektur.
Und kulturelle Highlights
gibt es auch. Die ehemalige Residenzstadt
Putbus, vom Inselfürsten
Malte zu Putbus geschaffen, wird auch die weiße
Stadt genannt. Putbus ist ein Kleinod klassizistischer
Architektur. Der „Circus“, der
kreisrunde Platz mit seinem Häuserensemble,
ist ein Höhepunkt der Stadtplanung in
Putbus. Das ehemalige Residenztheater am Ort
sorgt in der Sommersaison für Unterhaltung.
Wer Mantel- und Degenabenteuer liebt, der ist
in Ralswiek an der richtigen Adresse: Dort
wird in jedem Sommer ein neues Klaus-Störtebeker-Stück
auf der Freilichtbühne unmittelbar am
Großen Jasmunder Bodden aufgeführt.
Kurkonzerte auf der Promenade am Kurhaus Binz
und eine Fahrt mit der rügenschen Kleinbahn,
dem Rasenden Roland, sollten unbedingt auf
dem Programm stehen.
Inselrundreise von Kap Arkona bis Ummanz
Kap Arkona liegt im äußersten Norden
Rügens. Die Leuchttürme sind sein
Wahrzeichen. Hier ist Rügen rau und herb,
hier jagen die Winde über das Land. Die
Ranen lebten hier, die ersten Siedler. Ihre
Jaromarsburg, die dem Gott Swantevitt geweiht
war, hat hier gestanden. Wer Rügen entdecken
will, der könnte gut von Kap Arkona aus
starten, um die vielen verschiedenen Seiten
der Insel zu entdecken.
Weiter geht die Inselrundfahrt.
Durch lichte Alleen, vorbei an weiten Feldern
und Wiesen
steuern wir den kleinen Hafenort Lohme an.
Schon Gerhart Hauptmann genoss seine Vorzüge
und schrieb: „(...) wer, wenn die Sonne
untergeht, auf hohen Ufern schäumend steht,
der hat gewiss in solchen Stunden, was er in
Lohme sucht gefunden.“
Die Kreideküste ist der Anziehungspunkt
für Romantiker und Naturliebhaber. Die
beste Sicht auf das grandiose Panorama hat
man zweifellos von der See aus. Der Königsstuhl
im Breitbandpanorama, ein unvergesslicher Anblick.
Sassnitz ist der Fährhafen der Insel.
Einst war Sassnitz ein mondänes Seebad,
und heute ist es mit seinem Fährhafen
wieder Rügens Tor zur Welt. In der Altstadt
zeugen die Gebäude mit ihrer Bäderarchitektur
aus der Gründerzeit vom früheren
Glanz des Seebades. Theodor Fontane ließ seine
Effie Briest von dieser Stadt schwärmen.
Längst wieder in der ersten Liga der
Seebäder angekommen ist Binz. Buntes Menschengewimmel,
frischer Seewind, Strandrummel – der
Kurort ist ein Magnet für Erholungsbedürftige,
Badelustige und Sonnenhungrige. In Binz genießt
der Gast ein bisschen städtisches Flair
und die berühmte Strandpromenade mit den
wunderschönen Villen im Stil der Bäderarchitektur,
die originalgetreu restauriert worden sind
und heute zumeist Ferienwohnungen und Hotels
beherbergen. Hier spürt man wieder den
Luxus, der Binz bereits zu Anfang seiner Karriere
als Badeort auszeichnete.
Sellin hat den Ruf
eines eher familiären
Badeortes. Vieles von der schönen alten
Bäderarchitektur ist auch hier erhalten
und wurde wieder aufgefrischt. Fast am Ende
der Insel gelegen sind die Seebäder Baabe
und Göhren. Sie gehören schon zum
Mönchgut im Süden von Rügen.
Hier findet man einmalige Ausblicke und Naturentdeckungen – sogar
in Zeiten des Massentourismus.
Im Westen Rügens liegt das Inselchen
Ummanz. Seit Jahren prägen die Haflinger
das Bild. Keine Ecke auf Rügen ist so
unberührt und abseits des Badebetriebs
und der Touristenströme. Wer seine Ruhe
haben möchte und auf touristische Unterhaltungsprogramme
verzichten kann, der sollte auf Ummanz Quartier
nehmen.
Rügen war einst die Glamourinsel in der
Ostsee. In den 20er und 30er Jahren ging es
los mit dem Badetourismus in Sellin, Binz und
anderswo. Und die Urlauber kamen in Scharen.
Mit der Königslinie, der Schiffahrtslinie
der damaligen Zeit, reiste der wohlbetuchte
Sommerfrischler. Stars und Sternchen der damaligen
Zeit gehörten zu ihren Passagieren, eine
von ihnen die Diva Zarah Leander.
Zu DDR-Zeiten war die
Ostsee das beliebteste Urlaubsziel. Noch
lange nicht jeder ergatterte
hier einen Ferienplatz. Alles, was man für
den Urlaub brauchte, hatte man im Gepäck
dabei, es sei denn, man verbrachte die Ferien
in einem der FDGB-Heime. Und damals wie heute
beliebt: Strandleben und die Suche nach den
typischen Rügenmotiven. Der Königsstuhl
und die Strände rund um die Wissower Klinken
fehlten in keinem Fotoalbum.
Die wunderschönen Villen mit der typischen
Bäderarchitektur von Binz und Sellin säumten
während der DDR-Zeit in angestaubtem leicht
schäbigem Dornröschenschlaf die Promenaden.
Heute sind sie frisch renoviert und prächtiger
denn je.
Der Chronist des aufblühenden Bädertourismus
war der Fotograf und Hobbyfilmer Hans Knospe,
genannt Knöspchen, der Strandfotograf
von Sellin. Fast 100 Jahre ist Hans Knospe
geworden. Nun führt sein Enkel Andreas
Käske das Photohaus Knospe. Er hält
das Andenken des Großvaters in Ehren
und ist stolz auf das Erbe seines großen
Vorbildes.
Heute existiert wieder
ein großes Angebot
an Urlaubsquartieren auf Rügen. Von den
Luxushotels in Binz oder Sellin, über
die Vier-Sterne-Kategorie mit Wellnessprogramm
bis hin zur einfachen Pension. Und wer ganz
auf feste Wände verzichten möchte,
der geht auf einen der Campingplätze,
zum Beispiel ins legendäre Regenbogencamp.
Hier macht seit Jahrzehnten eine eingeschworene
Campergemeinde Urlaub.
Rügens Kreidefelsen sind der Inbegriff
von Inselromantik. An ihnen berauschten sich
Musiker, Maler und Dichter – suchten
und fanden Inspiration. Das berühmteste
Motiv: „Kreidefelsen auf Rügen“,
1818 gemalt vom Romantiker Caspar David Friedrich
auf seiner Hochzeitsreise. Seither zieht es
jeden Rügenbesucher an diesen magischen
Ort.
Die Kreideküste mit den 118 Meter hohen
Felsen liegt im Nationalpark Jasmund. Küste
und Strand genießen einen besonderen
Schutz, damit auch künftige Generation
etwas davon haben.
Heute sind die romantischen
Kreidefelsen bedroht. Zwar verändert sich die Steilküste
natürlicherweise ständig, aber in
der letzten Zeit häufen sich die Anzeichen
für größere Verwerfungen. Sorgfältig
beobachtet von den Experten im Nationalpark.
Anlass zur Besorgnis geben neue, tiefe Risse,
Vorboten für etwaige Abbrüche. Verantwortlich
dafür sind Frostschäden und eiszeitliche
Gesteinsschichten, die vom Hinterland aus auf
die Kreide drücken. Immer wieder krachen
Tausende Kubikmeter ins Meer. An den Wissower
Klinken könnte es künftig einen größeren
Abbruch geben, vermuten Fachleute. Die Kreideküste,
ein Stück unberechenbare Natur.
Nicht weit entfernt
im Hinterland findet auch heute noch Kreideabbau
statt. 65.000 Tonnen
werden jährlich gefördert, geschlämmt,
gebrannt und zerkleinert. Kreide dient als
Düngemittel, Schlämmkreide und als
Füllstoff für die Kabelindustrie.
Und vor ein paar Jahren hat man sich auch wieder
an die gesundheitliche und kosmetische Wirkung
der Kreide erinnert, der Rügener Heilkreide.
In verschiedenen Rügener Hotels und Kosmetikinstituten
wird eine Kreidebehandlung angeboten, so zum
Beispiel im Cliff-Hotel in Sellin, wo die Kosmetikerin
Katrin Böker wirkt. Die Kreide soll u.a.
gut sein gegen rheumatische Erkrankungen, Gelenkentzündungen,
Arthrosen, Ischias, Neuralgien und Hauterkrankungen.
Sie fördert die Durchblutung und wirkt
auf die Haut wie ein Peeling.
Der Rasende Roland,
Rügens Kleinbahn,
verbindet seit mehr als 100 Jahren die Badeorte
im Südosten der Insel. Einst befuhr der
Zug drei Linien, heute gibt es noch eine Rolandstrecke,
von Göhren bis Putbus und zurück.
Fürst Malte von Putbus, der große
Potentat der Insel, hatte sich auch für
den Bau der Eisenbahn eingesetzt, eine ideale
Verbindung von seiner Inselhauptstadt Putbus
zu den boomenden Seebädern. Mit dem Bau
unterstützte Fürst Malte den Auftakt
des Tourismus im größeren Stil.
Die Bahnhöfe mit der guten alten Bahnhofsgaststätte,
gibt es wieder – ohne den alten Muff
allerdings. Hier kehren die Urlauber gerne
ein, selbst, wenn sie keine Rolandreise unternehmen
wollen.
So manchen Schicksalsschlag
musste die alte Bahn tragen: Zwei Strecken
wurden stillgelegt,
und beinahe wäre sie ganz aus dem Verkehr
gezogen worden. Doch nun rast sie wieder im
fein polierten Eisengewand von früh bis
spät mit einer Höchstgeschwindigkeit
von 30 Stundenkilometern über die Insel.
Schon von Ferne hört man ihr Schnaufen
und Pfeifen und riecht ihren Dampf.
Rügen ist berühmt für seine
Schlösser und die herrschaftliche Architektur.
Putbus zum Beispiel – die weiße
Stadt mit ihrem berühmten Circus. Fürst
Wilhelm Malte zu Putbus baute sich im 19. Jahrhundert
um sein Schloss herum seine Residenzstadt,
ein architektonisches Kleinod, im klassizistischen
Stil. Im kreisrunden Ensemble von 16 Häusern
logierten seine Gäste.
Fürst Maltes Nachkommen verloren ihren
Besitz nach dem zweiten Weltkrieg durch die
Bodenreform der DDR, die Familie zu Putbus
siedelte sich im Westen an. In Putbus entstand
1819 auch eine Miniaturausgabe des Schinkel’schen
Berliner Schauspielhauses: Das Theater von
Putbus diente der niveauvollen Unterhaltung
der fürstlichen Gäste. Komplett restauriert
erstrahlt es heute wieder in seiner ursprünglichen
Farbgebung und Dekoration und dient als Spielstätte
für Gastspiele.
In der wald- und wildreichen
Hügellandschaft
der Granitz ließ Fürst Wilhelm Malte
ab 1836 ein Jagdschloss errichten. Nach mittelalterlichem
Vorbild entworfen von dem Berliner Architekten
Johann Gottfried Steinmeier, den Aussichtsturm
entwarf Carl Friedrich Schinkel. Gut Boldewitz,
in der Nähe von Bergen, ist eines der
prächtigsten Rittergüter Rügens.
Erstmals erwähnt wurde es 1314. Wenig
später galt es als Lehen der Familie Rotermund.
Im 17. Jahrhundert wurde es umfassend erweitert.
Das zu DDR-Zeiten volkseigene Gut ist wieder
in Besitz von Nachfahren der Familie Rotermund.
Der einst glanzvolle Herrensitz ist wieder
in alter Schönheit erwacht.
Das Renaissanceschloss
Spyker gehörte
dem schwedischen Feldmarschall Carl Gustav
von Wrangel. Nach dessen Tod, er wurde vermutlich
ermordet, kaufte es Fürst Malte. Während
der DDR-Zeit war ein FDGB-Ferienheim, heute
ist es wieder ein Hotel.
Die Fähre von Moritzdorf
Wer mit dem Fahrrad
unterwegs ist, schätzt
sie besonders, die Ruderfähre von Moritzdorf.
Für 1,50 Euro pro Person samt Fahrrad
setzt Fährmann Uwe Strandmann seine Passagiere
das kurze Stück von Moritzdorf nach Baabe
oder zurück über den Bodden und erspart
ihnen so einen größeren Umweg. Das
idyllische Ambiente am Ufer des kleinen Dörfchens
Moritzdorf ist genau das Richtige für
den Fahrradausflügler, der mit Kurs auf
das Mönchgut unterwegs ist.
29 Quadratkilometer
groß ist diese bei
Rügenkennern beliebteste Region im Südosten
der Insel. Sanfte Hügel, schöne Strände – eine
Landschaft wie gemalt, Natur pur. Einsame Wege,
wenige Menschen, hier ist der Wanderer mit
der Natur noch eins. Ideal ist Mönchgut
auch für Radfahrer, nicht überall
auf Rügen sind die Radfahrwege so vorbildlich.
Für viele ist das Mönchgut der schönste
Teil der Insel. Das Mönchgut liegt heute
mitten im Biosphärenreservat Südost-Rügen
und war früher Heimat der Fischer und
Lotsen. Ein paar fahren immer noch täglich
zum Fang aus, wie Fischer Tom aus Gager.
Seit einigen Jahren
hat Tom seinen eigenen Kutter. Wenn es gut
läuft, fängt
er Flundern und Dorsche und manchmal auch Lachs
in der Ostsee. Wenn das Schiff nach vielen
Stunden in den Hafen einläuft, stehen
die Kunden schon parat und warten auf den frischen
noch lebenden Fisch. Vor allem Flundern gehen
weg wie warme Semmeln.
Das Mönchgut ist fast ein Freilichtmuseum,
so zauberhaft sind die hübschen Orte mit
ihren herausgeputzten Häusern. Ein kleines
Paradies am Ende der Insel.